Wenn ich mich noch vor zwei Jahren auf den Weg – gemütlich mit dem Zug in knapp zwei Stunden – nach Berlin gemacht habe, dann um Listen von ‚to see, to eat, to drink‘ abzuarbeiten. Vorab Recherche, möglichst nahe liegende Punkte auf ausgedruckten Karten verbunden. Von Station zu Station, mit Blick auf die Uhr abhakend geeilt. Im Laufe des letzten Jahres habe ich gelernt meine Ziele zu fokussieren, die Busfahrt durch Stadtviertel schauend zu genießen, zu bummeln, an einem Ort zu verbleiben und da zu sein. Oft in Begleitung, spannende Lebensgeschichten lauschend, während sich der Gastraum um uns herum komplett neu sortiert, noch einen dritten Kaffee bestellen. Ein perfekter Ort dafür die ‚Albatross Bakery‘. Eine handwerkliche Bäckerei mit kleinem Bistro und großer Leidenschaft in Berlin Kreuzberg. 2017 auf kleinstem Raum in einem Kreuzberger Hinterhof begonnen mit Sauerteigen zu experimentieren, um schnell viele der schönsten Cafés Berlin wie das Isla und Tres Cabezas zu beliefern, die woanders nicht die Mindestabnahme erreicht hätten. Um 2018 dann in den Räumen einer alten Traditionsbäckerei in der Graefestraße die heutige Albatross Bäckerei zu eröffnen. Zusammen mit ihren drei Geschäftsführen Anders Alkaersig, Geoff Stewart, Luke Smetham beherbergt Albatross ein starkes Team leidenschaftlicher Bäcker, Servicekräfte und Baristas. Man fühlt und sieht, dass sich das Team gefunden hat und sich trotz immer wieder anstehender Neuerungen sortiert und jeden Kunden freundlich begrüßt als wäre man persönlich verabredet. Es wird reines Sauerteigbrot nach traditionell französischem Vorbild gebacken. Mit dunkler Kruste, wilder Porung, mild-säuerlich und außergewöhnlich aromatisch. Hier und da kommt eine winzige Menge Hefe hinzu, wie bei den besten Croissants die ich jemals außerhalb Frankreichs gegessen habe. In den neuen Räumen spürt man, dass die Nachbarschaft sehr stark mit dem, was hier seit Sommer 2018 passiert, beschäftigt ist. Es gibt ehrliche Menschen, die nach ehrlichen Produkten und ehrlichen Geschichten suchen. Sie wissen zu schätzen, was angeboten wird, und das Team freut sich über ihr Feedback. Es ist ein warmherziger Ort. Man kennt sich hier, behandelt sich herzlich, trinkt miteinander Kaffee und geht danach wieder seinen eigenen Weg. Das gefällt mir. Und ich wünsche mir auch in meiner Nachbarschaft einen solchen Brot Ort. Beeindruckend was daraus entstehen kann, wenn man seiner Leidenschaft folgt auf Gleichgesinnte trifft und anfängt – einfach anfängt zu machen.
Eine <goßartige Brotzeite in der Albatross Bakery> habe ich mit Svenja Paulsen verbracht – unsere Worte, Bilder und Gedanken dazu findest du hier.